„Vergangeheitsbewältigung“: Im „Tal der Gefallenen“ befindet sich Francisco Francos Grabstätte. Es ist heute Touristenattraktion und Anhängertreff. Bild: reuters |
MADRID taz | Ein Foto auf Facebook sorgt für Aufregung in Spanien. Das Bild
zeigt María de los Llanos de Luna, die Delegierte der spanischen
Zentralregierung in Katalonien, wie sie einem Mann in Uniform der
spanischen Falange, der faschistischen Partei der Franco-Diktatur, die
Hand reicht und eine Ehrenurkunde übergibt.
Aufgenommen wurde die Szene am
Samstag in einer Kaserne der spanische Polizeieinheit Guardia Civil in
Sant Andreu de la Barca, unweit von Barcelona. Es war die Feier zum 169.
Jahrestag der paramilitärischen Polizeitruppe Guardia Civil. Geladen
waren verschiedene Traditionsverbände unter ihnen auch die „Bruderschaft
der Kämpfer der División Azul“, in deren Name der Geehrte in
faschistischer Uniform auftrat.
Dutzend weiterer Teilnehmer hatten sich
mit blauem Hemd und rotem Barett geschmückt. Unter ihnen mindestens zwei
namhafte Mitglieder der rechtsradikalen, ausländerfeindlichen Plattform
für Katalonien (PxC). Die katalanische Regierungspartei CiU fordert
„aus Respekt vor den Opfern des Holocaust und der Nazi-Barbarei“ den
„sofortigen Rücktritt“ der Regierungsdelegierte De Los Llanos de Luna.
Mit Ausnahme der konservativen
Volkspartei (PP) von Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy und einer
weiteren kleinen Formation, schließen sich alle Parteien des
katalanischen Parlament dieser Forderung an. Die División Azul war eine
Truppe von insgesamt 47.000 Freiwilligen aus dem Spanien von Diktator
General Francisco Franco, die als Division 250 in der deutschen
Wehrmacht von 1941 bis 1943 an der Ostfront rund um Stalingrad kämpften.
4.000 Divisionsmitglieder starben
Um die 4.000 Divisionsmitglieder verloren dabei ihr Leben. Die
Führung der Guardia Civil verteidigt die Einladung und Ehrung der
Bruderschaft der División Azul. „Diese Verbände, vor allem diejenigen,
die sich auf nicht mehr existierende Militäreinheiten beziehen, sehen
sich in einem historischen Kontext, ohne Ideologie. Ihnen bestehen aus
Familienangehörigen der ehemaligen Mitglieder dieser Einheiten“, heißt
es in einer „erklärenden Note“.
Die größte Gewerkschaft bei der
Guardia Civil AUGC sieht dies anders. Der Festakt sei „verurteilenswert,
ranzig und ewiggestrig“. Die Gewerkschaft fordert die Ablösung der
Kommandanten der Einheit in Katalonien und verlangen „eine umfassende
Untersuchung“ wie es dazu kommen konnte.
Denn solche Feiern würden „dem Image
der Guardia Civil, schweren Schaden zufügen“. Die Kommandatur der
Polizeieinheit in Barcelona sei bereits zuvor durch ihr undemokratisches
Verhalten aufgefallen, beschwert sich die AUGC. So seien während den
Personalsratswahlen Gewerkschaftsplakate zerstört worden.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine
spanische Regierung in Zusammenhang mit der División Azul durch
mangelnde Vergangenheitsbewältigung von sich Reden macht. 2004 lud der
damalige sozialistische Verteidigungsminister José Bono die Bruderschaft
der Kämpfer der División Azul zur Parade am spanischen
Nationalfeiertag, dem 12. Oktober, in Madrid ein.
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